Berglhütte - Wandern mit Kindern
Mit Kindern in die Berge. Das kann eine echte Herausforderung sein, aber auch ein phantastisches Erlebnis.
Wir sind mit sechs Kindern im Alter von 4 bis 13 auf die Berglhütte gestiegen. Gestiegen, denn wandern kann man es nicht wirklich nennen, auf einem schmalen Trail geht es stets steil bergauf. Die Stimmung war bestens, das Wetter ebenfalls und wir hatten einen traumhaften Tag mit Übernachtung bei köstlichem Abendessen auf der Berglhütte, bei Trafoi im Vinschgau, Südtirol.
Unsere Tour begann in Trafoi, im Hotel Bella Vista, immer entlang des Flusses bis zur Wallfahrtskirche Heilige Drei Brunnen. Von dort führt der Weg 15 in 1,5 Stunden Gehzeit zur Berglhütte. Die großen Kinder (9-13 J.) waren supermotiviert und superschnell und haben es sicherlich in 1,5 h geschafft. Die Mittleren und der Kleinste haben aber bestimmt gut 2- knapp 3 Stunden gebraucht.
Gehzeit beim Wandern mit Kindern
Beim Wandern mit Kindern also immer die angegebene Gehzeit großzügig aufrunden. Je kleiner die Kinder, umso länger dauert es eben. Wichtig ist, dass Ihr hier nie in Stress geratet, weil Ihr Zeit und Weg zu knapp kalkuliert habt und dann doch der Abend kommt, die Kräfte schwinden oder das Gewitter am Himmel auftaucht.
Erfolgstipps fürs Wandern mit Kindern:
Freunde mitnehmen
Die Kinder sind auf Touren mit ihren Freunden so sehr abgelenkt, dass sie kaum merken, wie der Weg vergeht und die Zeit verfliegt. Unsere Kinder haben sich gegenseitig motiviert und ununterbrochen geplaudert, Kekse für die Langsameren auf dem Weg als Motivationshilfe hinterlassen, Fangen gespielt, sich gegenseitig nass gespritzt oder Steinweitwurf am Bach gespielt.
Tourenauswahl mit Highlights
Wasserfall, Bach, Fluss, See, Teich, Schlucht, Höhle, über Almen an Ziegen, Schafen, Kühen vorbei, Klettern auf Bäumen oder Felsen, Übernachtung auf der Hütte. Kinder haben nicht sonderlich viel Spaß am vor sich hin laufen auf breiten Forstwegen. Je abwechslungsreicher, schmaler und kraxeliger der Weg und schöner die Zwischenstopps und das Ziel sind, umso spannender finden Kinder die Tour.
Nicht zu lang, mit kleinem Picknick & Pausen einplanen
Die Laune geht ganz schnell in den Keller, wenn es zu heiß ist, die Tour zu lang oder schwierig oder Hunger aufkommt. Daher immer Kleinigkeiten zum Essen dabei haben, eine Almhütte mit Bewirtung als Ziel oder Zwischenstopp einplanen. Auch wichtig: soviel Wasser mitnehmen, dass man sich auch mal das Gesicht kühlen oder die Mütze nass machen kann.
Sich Zeit nehmen für die Kinder, zuhören, sehen, was sie sehen
Kinder finden nicht wie wir den Gipfel spannend, sondern die kleinen Dinge. Der Ameisenhügel im Wald, den grünglänzenden Käfer am Wegesrand, den einen ganz besonders schönen Stein. Nutzt die Gelegenheit und nehmt Euch Zeit für die langsamere Gangart der Kinder und ihren besonderen Blickwinkel. Sie freuen sich über Eure Aufmerksamkeit und Langsamkeit, für die manchmal im Alltag so wenig Gelegenheit bleibt. Jedenfalls in unserem, aber vielleicht bei Euch ja auch… :)
TIPPS zur Sicherheit am Berg mit Kindern bekommt ihr in der Broschüre des Alpenvereins.
Zur Tourenplanung: wählt nicht nur Streckenlänge, sondern vor allem auch die Schwierigkeit und Ausgesetztheit der Wege nach dem Alter Eurer Kinder aus. Kinder haben zwar ein gutes Gefühl für Gefahren, aber auch einen großen Spieltrieb oder stolpern manchmal auch einfach nur doof oder wollen am Wegesrand balancieren... Schnell kann ein ausgesetzter Weg so zur Gefahr werden. Bei ausgesetzten Wegen Kinder lieber mit Gurt ans Seil nehmen (vorher mit der Handhabung von Gurt und Seil vertraut machen!), bei kurzen gefährlichen Stellen wenigstens an die Hand oder wenn der Weg wider Erwarten gefährlicher ist als vorher angenommen, zur Not besser umdrehen.
Packliste & Empfehlungen zum Rucksack
Je nach Alter können Kinder einen kleinen oder größeren Rucksack mit ihren eigenen Dingen tragen. Meistens wollen sie das sogar selbst. Die Kleinen bekommen dann nur ihr Lieblingstier, einen kleinen Snack, eine Taschenlampe eingepackt. Die Größeren können dann auch schon ihre Trinkflasche, den Hüttenschlafsack und Wechselkleidung selbst tragen.
Dabei aber bitte darauf achten, dass Kinder üblicherweise selten im Alltag Gewicht auf dem Rücken tragen und es daher nicht über längere Zeit und Strecken gewohnt sind. Der Rucksack sollte also im Zweifelsfall lieber zu leicht als schwer sein und in jedem Fall gut sitzen. Ist er zu groß, verrutscht er ständig und scheuert im schlimmsten Fall. Ist er zu klein, drückt er. In jedem Fall also einen passenden Rucksack auswählen. Am besten im Fachhandel mehrere anprobieren und sorgfältig auswählen.
Sobald ein Rucksack größer und damit schwerer wird bei älteren Kindern bitte unbedingt als Eltern darauf achten, dass die Gurte richtig eingestellt sind. Das Gewicht sollte dann idealerweise vom Hüftgurt übernommen werden und nicht allein auf den Schultern lasten!
Sonst ist der Spaß am Wandern ganz schnell vorbei.
Packliste
Sonnenhut
Sonnencreme
Wechselkleidung
Warmer Pulli
Regenjacke
Taschenlampe, Taschenmesser
Essen, Trinken
Lieblingsgegenstand des Kindes nicht vergessen
Erste-Hilfe-Täschchen
Medizin?
Schlechtes Wetter angesagt? Schaltuch, Handschuhe, Regenhose, dicke Socken
Ganz wichtig auch:
Wir Großen gehen ja auch nicht in Jeans und schlecht sitzenden Schuhen wandern. Achtet auf gute Wanderschuhe, die tiptop passen. Am besten ist es, wenn das Kind die Schuhe vor der Wanderung schon häufiger getragen hat. So schließt Ihr aus, dass es Blasen bekommt, wenn es die Schuhe länger trägt.
Und steckt Eure Kinder nicht in unbequeme, steife Jeans. Sie sind warm, reiben am Bauch und Rücken unter dem Rucksack und trocknen schlecht, wenn sie nass werden.
Investiert in gute Wanderschuhe, die kann das Kind ja auch bei schlechtem Wetter zur Schule, im Kindergarten oder im Wald und auf dem Spielplatz tragen. Und schaut nach einer Funktions-/Outdoorhose. Die gibt es oft auch gebraucht in den Kleinanzeigen, bei Freunden, deren Kinder schon älter sind oder auf dem Flohmarkt.